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Heilung darf auch mal einfach sein

In einer Zeit immer komplizierterer und komplexerer Krankheiten kommt man unwerigerlich zu der Erkenntnis, dass dies nicht mit komplizierten Methoden zu lösen ist. Darum freue ich mich über die neue geistige Strömung bei vielen meiner Kolleg/Innen, zur Einfachheit zurückzukehren. Das ist ein gesunder Weg zu begreifen, dass die Hauptarbeit im Heilungsprozess beim Patienten liegen muss.
Um einfach zu sein, bedarf es großer Kreativität, denn die Heilung eines Kranken findet zu Hause statt. In der Praxis erlebt sie oder er, was möglich ist, aber zu Hause sind die alten Denke- und Verhaltensmuster, die altene Geleise. Damit der Patient diese verlassen kann, braucht er Aufgaben, die sein Denken und Handeln verändern. Hierzu ein beinahe amüsantes Beispiel:


Patient mit Asthma

Ein Mann von 40 Jahren kommt wegen schwerer asthmatischer Zustände mit erschöpfendem Husten, einer langen Allergieliste, 2 Überbeinoperationen, 2 Bandscheibenvorfällen, Schlafstörungen und eitrigen Ekzemen ohne Juckreiz. Als Kind hatte er oft Brennen in der Harnröhre und verklebte Augen mit Konjunktivitis.
Er stammte aus einer Allergikerfamilie und führte ein freudloses Dasein, da er fast nichts mehr essen konnte ohne allergische Reaktionen in Gestalt von Asthma und Ekzemen. Er war sehr dünn, lang, blass, kraftlos und resigniert. Er hatte seit 8 Jahren alles probiert, vor allem unzählige homöopathische Mittel, was seinen Arzt ratlos machte.
Nun wurde er an mich überwiesen mit der Bitte, ob ich denn nicht noch ein ausgefallenes Mittel wüsste, um diesen Mann von den schrecklichen Qualen zu erlösen.

Es geht sicher allen Kollegen so, dass wir nicht sonderlich begeistert sind, wenn so hohe Erwartungen an einen gestellt werden und man nun das Wunder vollbringen soll, das andere nicht vollbrachten.
Ich spürte eine gewisse Lustlosigkeit in mir aufsteigen. Als ich aber dann den erschöpften Mann vor mir sah, der sich die Lunge aus dem Leib hustete, empfand ich eine riesige warme Welle des Mitgefühls. Ich überreichte ihm eine kleine grüne Flasche mit der Aufschrift „Kein Mittel“. Er stutzte, schaute irritiert auf die Flasche in seiner Hand und wartete, dass ich eine Erklärung abgeben würde.
Ich wartete aber meinerseits auf den Moment, in dem sich seine vorhandene Lebensenergie in irgendeiner Form zeigen würde. Nach etwa 20 Sekunden Schweigen (kann unendlich lang erscheinen!) begann er nervös auf seinem Sessel hin und her zu rutschen.
Aha, die Kraft im Becken = schöpferische Kraft kam in Bewegung. Dann sagte er: „Ist das Ihr Ernst?“, und lächelte nervös.

„Ja. Sie haben schon so viele Mittel genommen, die angeblich alle nichts gebracht haben. Deshalb bekommen Sie jetzt kein Mittel mit der Aufgabe, eine Woche darüber nachzudenken, warum Sie keinen Heilungsimpuls zu sich herein lassen. Was Ihre Therapeuten verordnet haben, ist optimal; ich hätte keine bessere Idee. Wenn alles nichts nützt, fangen wir vorne an – bei Ihnen selbst.“

Der Mann verließ also die Praxis mit der hübschen grünen 100 ml Flasche „Kein Mittel“. Sie warf ihn völlig auf sich selbst zurück und aus der Bahn seines Arzneikonsums. Das war meine Intention. In ein übervolles Fass kann man nicht noch mehr hinein geben. Erst muss Platz geschaffen werden. Lineares Denken = Mittel auf Mittel kann zwar Linderung bewirken, aber keine Heilung.

Wie der Patient sagte, war diese Woche ohne Mittel, ja, ohne scheinbare Therapieanweisung, eine so große Herausforderung, dass er völlig durcheinander geriet. „Kein Stein ist mehr auf dem anderen, überall Chaos. Meine Frau versteht mich nicht mehr, meine Kinder rennen heulend von mir weg, ich weiß nicht mehr, was los ist.“

„Das Chaos ist los, aus dem eine neue, echte, für Sie stimmige Ordnung entstehen kann.“

Ich überließ den Patienten mit einem guten Gefühl noch ein paar Tage dem ungewohnten Zustand, denn neben all dem Chaos zuhause war der Husten besser geworden und schlief er nachts. Dann kam er wieder in die Praxis. Ich hätte jubilieren mögen, so viel Positives nahm ich wahr. Doch er war ungehalten und hatte alle Mühe höflich zu bleiben, während er mein Vorgehen kritisierte. Ich sagte ihm, dass ich seine Kritik zur Kenntnis nehme und wisse: Ich bin nicht gemeint.

Menschen, die lange ihre Emotionen, vor allem Aggressionen unterdrückt haben, öffnen oftmals die ersten Schleusen dem Therapeuten gegenüber. Sie müssen erst lernen, sich tapfer an den zu wenden, dem der Groll, Ärger und Missmut gilt.
Der Therapeut wird zum Projektionsschirm. Er ist bei der Entladung in den seltensten Fällen persönlich gemeint und sollte deshalb die Anschuldigungen oder kritischen Äußerungen nicht als persönlichen Angriff verstehen – eine wichtige Erkenntnis für jeden, der Patienten aus der Opferrolle holt!

Ich ging also mit dem Patienten noch einmal alle wichtigen Symptome durch und kam zu dem Schluss, dass sie auf eine ererbte Gonorrhoe wiesen und verordnete Thuja C30 und Meodrrhinum C30.
Darauf der Patient entrüstet: „Hab ich doch beides schon x mal genommen!“
„Ja, und? Jetzt fallen die Mittel auf einen gut vorbereiteten Boden.“
Wenig freundlich gestimmt verließ der Patient die Praxis.
Sieben Wochen später rief er an. Wie immer, wenn große Wandlungen geschehen, verändert sich auch die Stimme, so dass ich den Patienten zunächst nicht sofort am Telefon erkannte. Er berichtete folgende Ereignisse:

Ich habe die Mittel erst mal aus Trotz nicht genommen. Da wurde der Husten wieder schlechter, alles wurde schlechter. Dann hatte ich einen Traum, in dem sich ein Vorhang öffnete und ich mein Leben als Theaterstück sah. In dem gab es keine richtige Handlung, nur unzusammenhängende Szenen.
Ich wartete immer, dass was Dramatisches oder was Komisches passierte, aber nein, alles total langweilig, nichtssagend. Da habe ich am nächsten Morgen tabula rasa gemacht. Ich habe die Mittel genommen, einen Plan für den Tag gemacht, mich im Schwimmclub angemeldet und alles Mögliche mit meiner Frau besprochen, wie wir unser Leben einfach schöner gestalten können.
Meine Frau hat vor Freude geweint. Sie sagte, sie hätte gar nicht gewusst, was für ein starker Typ in mir steckt. Ich konnte zugucken, wie es mir von Tag zu Tag besser ging. Ich bin völlig beschwerdefrei – kein Husten und so. Ich kann alles essen, meine Haut ist ganz rein geworden, ja, ich möchte mal sagen: zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich gesund.

Und so blieb es. Die Symptome waren wie weggeblasen. Ich stand zwar nicht vor einem Rätsel, aber war im höchsten Grade erstaunt, was dieser Mann an Eigenverantwortung, an Tatkraft entwickelte, um sich selbst zu heilen. Er war sicher durch mein „Kein Mittel“ aus den alten Denk- und Verhaltensmustern heraus katapultiert worden, aber er erschien mir schwächlich und nicht fähig, sein Leben ohne unzählige Stützen in eine Ordnung zu bringen.
Ich wähnte schon eine Behandlung à la „Unendliche Geschichte“. Doch was für eine Energie wurde da frei?!

Er hatte Thuja und Medorrhinum nur je einmal genommen. Ich könnte vermuten, das Supersimillimum getroffen zu haben, deshalb sei der Patient so rigoros in die Wandlung gegangen. Ich glaube das nicht.
Es kamen, wie immer in einem guten Heilungsprozess mehrere Faktoren zusammen, geleitet durch den Bewusstseinswandel des Patienten. Beide Mittel hatten früher nicht gewirkt, jetzt fielen sie auf den Humus der Erkenntnis: Ich muss was tun, was verändern in meinem Leben. Ich vermute eher, die Symptome wären auch ohne meine Verordnung überflüssig geworden.
Aus miasmatischer Sicht war es sicher richtig, die sykotische Ebene zu behandeln, doch ohne Bereitschaft, Heilungsimpulse zu sich herein zu lassen, kann auch dann nicht Heilung stattfinden.

Kurse für Therapeuten: www.inroso.com



von Rosina Sonnenschmidt

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